Die innere Kritikerin, Hashimoto und Burnout – wenn Selbstanspruch zur Erschöpfung wird.
- petersen1962

- 14. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

In letzter Zeit beobachte ich, wie stark meine innere Kritikerin noch immer am Steuer sitzt.
Sie ist leise, aber hartnäckig.
Sie kommentiert jeden Schritt, jede Pause, jedes „Nicht-genug“.
Ich erkenne, dass sie einst entstanden ist, um mich zu schützen.
Vor Enttäuschung.
Vor Ablehnung.
Vor dem Gefühl, nicht richtig zu sein.
Doch heute raubt sie mir mehr Kraft, als sie mir gibt.
Wenn der Körper stoppt, weil die Seele nicht mehr kann
Seit meiner Hashimoto-Diagnose verstehe ich vieles neu.
Mein Körper zeigt mir deutlich, wann ich über meine Grenzen gehe – und wann ich beginne, gegen mich statt mit mir zu arbeiten.
Die Erschöpfung, die Müdigkeit, dieses dumpfe Gefühl im Körper:
Sie sind keine Schwäche.
Sie sind Sprache.
Sie erzählen von Jahren, in denen ich funktioniert habe, während in mir leise Stimmen kämpften – allen voran die Kritikerin, die nie zufrieden war.
Mach weiter. Du müsstest längst. Reiß dich zusammen.
Ich erkenne, wie vertraut mir diese Sätze geworden sind – fast wie ein Hintergrundrauschen.
Und wie sehr sie mich im Dauer-Alarmzustand gehalten haben.
Burnout war rückblickend kein plötzlicher Zusammenbruch.
Es war ein leises, schleichendes Wegdriften von mir selbst.
Die innere Kritikerin will Sicherheit, keine Heilung
Es ist spannend:
Die Kritikerin meint es gut.
Sie will Kontrolle, weil sie Angst hat.
Angst vor Versagen, vor Chaos, vor Stillstand.
Doch genau dieser Versuch, alles zu kontrollieren, hat mich in die Erschöpfung geführt.
Hashimoto hat mir gezeigt, was passiert, wenn ich dauerhaft gegen meinen eigenen Rhythmus lebe.
Wenn ich Energie verbrenne, um einem Bild zu entsprechen, das gar nicht meins ist.
Ich übe, die Stimme nicht zu bekämpfen, sondern zu verstehen.
Sie darf da sein – aber sie bestimmt nicht mehr.
Ich lerne, ihre Worte zu hören, ohne mich von ihnen lenken zu lassen.
Manchmal schreibe ich sie auf.
Manchmal atme ich sie einfach aus.
Freundschaft schließen mit sich selbst
Was mich trägt, ist Achtsamkeit.
Nicht als Technik, sondern als Haltung.
Ich beobachte meine Gedanken, ohne sie sofort zu bewerten.
Ich spüre meinen Körper, wenn er müde wird, statt ihn zu übergehen.
Ich wähle Ruhe, bevor sie mich einholt.
In diesen Momenten wird die Kritikerin leiser.
Sie spürt, dass ich es halten kann – das Unperfekte, das Unfertige, das einfach Menschliche.
Und genau darin entsteht Heilung:
Nicht im Optimieren, sondern im Erlauben.
Hashimoto hat mich gelehrt, zuzuhören. Burnout hat mich gelehrt, loszulassen. Die Kritikerin lehrt mich gerade, milde zu werden.
Ein neuer innerer Dialog
Heute beginne ich meine Tage anders.
Ich frage mich nicht mehr, was ich alles schaffen muss – sondern, was ich heute brauche.
Ich messe Erfolg nicht mehr in Leistung, sondern in Frieden.
Und wenn die alte Stimme wieder flüstert: Das reicht nicht – dann antworte ich leise:
Doch. Ich bin genug – auch ohne Beweis.
Ich wünsche mir, dass diese Zeilen dir etwas Ruhe und Klarheit schenken.
Wenn du spürst, dass dich das Thema ruft und du tiefer eintauchen möchtest – ich bin da.
In Verbundenheit, Heike



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